LandFrauen Wilsum

 

 

 

 

 

Ich bin eine Landfrau! – Nein, ich bin nicht um die Siebzig!

Mein Name ist Friedchen und ich bin 35 Jahre alt. Lange war ich auf der Suche nach einer netten und sinnvollen Beschäftigung, andere sprechen von Hobbies, - dafür habe ich als berufstätige Mutter mit großem Garten nicht die Muße und die Zeit. Mir war wichtig, es sollte etwas kein Unsinn sein, sondern etwas, was mir Freude bereitet und mir vielleicht sogar noch Zeit schenkt.

Ja – ich habe es gefunden! Und zwar bin ich jetzt eine Landfrau! Ich komme aus dem kleinen Dorf Wilsum, fühle mich pudelwohl mit dem Gefühl:  jeder kennt jeden, jeder hilft jedem.

Klar zu beginnt der Karriere als berufstätige Hausfrau bin ich an meine Grenzen gestoßen, wie kann ich Mann und Kind mit Garten und Hund versorgen und bleibe selber nicht auf der Strecke? Und dann auch noch das warme Mittagessen, Tüte auf – fertig…? Die Werbung sagt doch immer: „ Ohne Zusatzstoffe und ohne Konservierungsstoffe“ Kann ich dem Werbeversprechen vertrauen??

Als mein Vater schwer an einer Autoimmunerkrankung erkrankte und die Ärzte uns mitteilten, es gibt keine Hoffnung auf Heilung, ging eine innere Unruhe in mir auf.  Im Netz suchte ich nach Ursachen und Gründen die, um dann Hinweise auf Ernährung und Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker in unseren Lebensmitteln zu finden.

Ehrlich – ich war geschockt! Die Lebensmittelindustrie mutet uns ganz schön viel zu, damit es gut schmeckt und wir uns an eine Geschmacksrichtung gewöhnen. Habt ihr schon einmal die Augen geschlossen und versucht das Mittagessen oder andere Speisen zu „erschmecken“ – na wem gelingt das? Denn wenigsten, denn schon unseren Kindern fällt es schwer Geschmacksrichtungen zu erkennen.

Da kam mir die Frage einer Nachbarin ganz recht: „ Was müssten die Landfrauen bieten, damit sich mal wieder die jungen Frauen angesprochen fühlen?“ Da habe ich spontan geantwortet: „ Ich möchte mal wieder so kochen wie Oma! Und die kleinen vergessenen Geheimnisse, wie zum Beispiel: „Ein Apfel im Kartoffelsalat und so, das möchte ich mal wieder hören und machen!“ 

Gesagt – Getan, zwei Monate später rief mich meine Nachbarin an:“ Wir haben es geschafft! Zwei Landfrauen haben Lust alte und neue Rezepte im Dorfgemeinschaftshaus mit interessierten Frauen zu kochen!“ Prima, sofort hatte ich dazu Lust und motivierte noch ein paar andere Frauen. Endlich sollte meine Schürze zum Einsatz kommen, welche ich damals zum Einzug ins neue Haus von Oma geschenkt bekommen hatte.

Es wurden lustige produktive Treffen im Gemeindehaus, wir schnibbelten, rührten, kochten und lachten unglaublich viel. Und schon bald wurde die Küche unseres  Dorfgemeinschaftshauses zu klein. Immer mehr Frauen hatten Lust neue und alte Ideen in der Küche umzusetzen. Aus unserer kleinen Interessengemeinschaft wurden schnell 23 Frauen. Und das Schöne daran ist,  Alt und Jung sind mit dabei, so entsteht eine Mischung mit Äußerungen wie zum Beispiel :“ so hebbt se dat froger ok a makt“ und „ Vandage dot se dat ok wall a so!“

Federführend haben das Kochen und vor allem die Rezeptideen Elisabeth Magritz und Gerda Egberink in den Händen. Die beiden sind unsere Kochfeen, die bereits viel Erfahrung mit dem Ernährungsführerschein und Kindern in Grundschulen gemacht haben.

Mittlerweile gibt es uns seit zwei Jahren mit ständigem Zulauf von neuen Frauen, sodass es gut war in die Schulküche des Gymnasiums in Uelsen zu wechseln. Hier haben wir die Möglichkeit an einem Abend bis zu acht oder neun Rezepten zu kochen, um sie danach in geselliger Runde zu essen.

Mittlerweile gibt es einen beachtlichen Ordner mit leckeren Rezepten, und vor allem mit neuen und alten Lebensmitteln, welche man auch zu Hause hat. Ich kaufe saisonal und regional ein, mir macht es Spaß Rezepte zu variieren oder neues zu kreieren.

Beim mir im Garten ist eine kleine Ecke mit Kräutern enstanden. Sogar meine fünfjährige Tochter weiß mittlerweile, wenn der Husten im Winter wieder kommt, gibt’s Salbeitee gesüßt mit Gummibärchen.

 Ich habe wieder einen anderen Bezug zu Lebensmitteln bekommen, es macht mir Spaß meine Familie zu bekochen. Das Gefühl keine Zeit zu haben, schnell eine Tüte aufzureißen und Nudeln dazu kochen, ist sicherlich in stressigen Zeiten auch immer mal wieder da, -  aber dann reiß ich die Vollkornnudelpackung auf und die Dose mit den pürierten Tomaten und schnibble einige Kräuter rein – fertig.

Zum Schluss möchte ich mich bedanken bei den Landfrauen, für ihren Elan, für ihre Liebe zur Region. Ich habe durch euch bereits viel gelernt, und freue mich jeden Monat aufs Neue mit euch allen zu kochen, wenn es dann mal wieder heißt:“ Wie heißen eigentlich die grünen Stängel?“ „Anne – das ist Schnittlauch!“ Es wird viel gelernt und noch mehr gemeinsam gelacht.

Ja – auch ich bin eine Landfrau, was besseres hätte mir nicht passieren können!

 

von Friedchen Harsman